Ein faszinierendes Gedankenexperiment



Triffst du manchmal Entscheidungen und denkst ein paar Stunden/ Tage später: "Ah, hätt ich mich doch anders entschieden!"?

Ein paar Beispiele:
"Hätte ich doch die Küche gleich aufgeräumt."
"Hätte ich doch meine Klappe gehalten und weiter zugehört."
"Hätte ich doch zuerst meine ToDos fertig gemacht, bevor ich auf facebook bin."
"Hätte ich doch mehr Mut gehabt und die heiße Lady/den netten Herrn angesprochen."
...

Kennst du den Gedanken kurz vor der Entscheidung "Ich glaub, das ist keine gute Entscheidung gerade." Aber du bist dir nicht ganz sicher und hoffst irgendwie, dass es trotzdem passt, auch wenn du dich fürs Chillen und gegen die Hausarbeit entscheidest.

DIE HOFFNUNG BLEIBT

Ein großes Problem ist, dass wir unsere Zukunft einfach nicht kennen. Deshalb hoffen wir ständig, dass unsere schlechten Entscheidungen vielleicht doch irgendwie gute Konsequenzen in der Zukunft haben.
Natürlich ist das meistens nicht so. Aber wir hoffen weiter. Und treffen dementsprechend weiter Entscheidungen, von denen wir eigentlich schon vorher spüren, dass sie nicht die besten sind.

Im Blick auf diese Thematik experimentiere ich seit einiger Zeit mit einem hochinteressanten Denkexperiment von Viktor Frankl. Frankl ist Psychologe, saß jahrelang in unterschiedlichen Konzentrationslagern (u.a. Ausschwitz), ist Begründer der Logotherapie und hat eines der erfolgreichsten populärpsychologischen Bücher des 20. Jahrhunderts geschrieben: Man's Search for Meaning.

Auf Seite 131 berichtet er von einem grundlegenden Prinzip der Logotherapie. Es lautet:

"Live as if you were already living for the second time and as if you had acted the first time as wrongly as you are about to act now!"

Auf Deutsch:
"Lebe so, als ob du schon zum zweiten Mal lebtest und das erste Mal alles so falsch gemacht hättest, wie du es gerade zu machen im Begriff bist."

Man muss kurz über den Satz nachdenken, aber meiner Erfahrung nach hat dieses Denken eine enorme Wirkung. 

DER EFFEKT

Wenn man sich mal auf dieses Gedankenexperiment einlässt, passiert nämlich Folgendes: 
Es ist plötzlich viel leichter, sich für das zu entscheiden, von dem man weiß/spürt/fühlt, dass es eigentlich die bessere Entscheidung ist. Warum ist es plötzlich leichter? Weil man die schlechte Entscheidung ja (im ersten Leben) schonmal getroffen hat. Man hat jetzt das Gefühl, die großartige Möglichkeit zu haben, seine Vergangenheit ändern und sogar verbessern zu können. Man kann jetzt einen Fehler, den man schonmal gemacht hat, ausbügeln und gleich das Gute wählen.

Hört sich das ein bisschen kompliziert an? Probier's einfach mal aus! Der Effekt ist echt faszinierend!!

CHECK IT OUT!

Wenn du heute vor einer Entscheidung stehst und den einfachen Weg gehen willst, obwohl du weißt, dass du dich eigentlich anders entscheiden solltest (z.B. Kollegen aus dem Weg gehen anstatt ein kurzes ehrliches Klärungsgespräch zu führen), dann stell dir vor, du hättest dich in deinem ersten Leben so entschieden, wie du dich gerade entscheiden willst. Und dann schau mal, ob du die Entscheidung immer noch so treffen willst ;-).

Wenn du Bock hast, schreib einen Kommentar über deine Erfahrung mit diesem Gedankenexperiment!

Filet Grüße,
Niko

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